Der FC Wacker Innsbruck befindet sich auf einer nicht enden wollenden Talfahrt. Dem fünffachen österreichischen Meister, welcher einst als das sportliche Aushängeschild der Region Tirol galt, droht im schlimmsten Fall ein kompletter Neustart. Die finanzielle Schieflage des Vereins wurde bereits im Sommer letzten Jahres von der überregionalen Presse thematisiert, weil ein dubioser Investor den Spielbetrieb vorerst sicherte.
Ausgerechnet Mikhail Ponomarev griff den Tirolern unter die Arme, nachdem er beim KFC Uerdingen eine regelrechte Spur der Verwüstung hinterließ. Ponomarev bekleidete des Amt des reichen Mäzens allerdings nur wenige Monate, da sich im Verein strukturell einiges veränderte. Ein neues Präsidium sollte frischen Wind auf den Tivoli bringen und mit Kevin Radi hatte der Verein einen finanzstarken Unternehmer aus der Region gefunden, der die Wahl des Vereinspräsidenten mit über 97% der Mitgliederstimmen gewann.
Achtung, Kernmitgliedschaft!
Kevin Radi ist Geschäftsführer der „BlockRock Gmbh“, die fortan als neues Kernmitglied des Vereins fungiert für finanzielle Absicherung sorgt, Radi verspricht einen Kurswechsel, will auf junge Talente aus der Region setzen und versucht weitere Sponsoren zu akquirieren. Das Modell der Kernmitgliedschaft wurde im Januar 2020 in die Vereinsstatuten installiert. Mehr als 93% der anwesenden Mitglieder stimmten für die Kernmitgliedschaft, die um ein Vielfaches teurer ist als eine klassische Vereinsmitgliedschaft, jedoch einen größeren Stimmenanteil verspricht. Das Kernmitglied des Vereins hat bei Entscheidungsfragen 1500 Stimmanteile und in Relation zur Resonanz bei Mitgliederversammlungen die absolute Stimmhoheit. Der neue Präsident glänzte durch Intransparenz und leere Versprechen, sodass die Fanszene nach wenigen Wochen eine Petition zur Absetzung Kevin Radis startete. Dieser gab seinen Rücktritt vor einigen Tagen bekannt und ein Nachfolger stand bereits in den Startlöchern.
Hannes Rauch, der bereits als Präsident beim FC Kufstein arbeitete, erwischte einen schwierigen Start beim gebeutelten Traditionsverein. Nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt fand eine außerordentliche Generalversammlung statt. Während 88% der Wahlberechtigten für eine Änderung der Vereinsstatuten stimmten, zog Rauch den Joker der Kernmitgliedschaft, die ihm Radi übertrug und wendete mit seinen 1500 Stimmen den Antrag ab. Die Reaktion der anwesenden Fans löste sogar einen Polizeieinsatz aus, der erneut für negative Schlagzeilen in der Presse sorgte.
Laut Beschluss des Tiroler Fußballverbandes startet der Traditionsverein am 30.07.2022 in der viertklassigen Tirolliga. Wacker versucht derweil über den Rechtsweg einen Startplatz in der Regionalliga zu erhalten. Zunächst muss der Verein allerdings eine Summe von knapp einer Millionen Euro aufbringen, um einen Neustart in der 9. Liga abzuwenden. In der Presse wird bereits gemutmaßt, dass die Heimspiele in der kommenden Saison auf dem Nebenplatz des Tivolis stattfinden.
Wir sprechen in unserer aktuellen Folge 42 ausgiebig über das Chaos beim FC Wacker Innsbruck.
Viel Spaß beim Reinhören.