Seit Wochen sprechen wir in aller Regelmäßigkeit über den KFC Uerdingen und seine Investoren. Der krisengebeutelte Verein vom Niederrhein fristete sein Dasein lange Zeit im Amateurfußball und empfing in der Niederrheinliga Gegner wie den Ratinger SV oder die SpVg Schonnebeck in der Grotenburg. Das änderte sich schlagartig, als 2016 der russische Investor Mikhail Ponomarev den einst erfolgreichen Verein übernahm. Seine Pläne waren ambitioniert, denn er kündigte eine schnelle Rückkehr in den Profifußball an. Eben jene Rückkehr sollte mit einer Ausgliederung des Vereins in die „KFC Uerdingen Fußball GmbH“ vorangetrieben werden.

In der Krefelder Fanszene fand diese Idee großen Anklang und so stimmten bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung nahezu alle Teilnehmer für die Ausgliederung des Vereins. Bei 134 stimmberechtigten Mitgliedern gab es lediglich zwei Gegenstimmen und eine Enthaltung.

Das Unheil nahm seinen Lauf

Der KFC meisterte tatsächlich die Relegation zur 3. Liga, verpflichtete bekannte Spieler wie Kevin Großkreutz und spielte zu Beginn der Aufstiegssaison in der oberen Tabellenhälfte mit. Der sportliche Erfolg stagniert allerdings seit geraumer Zeit. Zudem begleitet den Verein die ewige Stadionproblematik, da die Grotenburg nicht den Vorgaben eines Drittligastadions entspricht. Der KFC spielte zunächst in Duisburg, ehe ein Jahr später die Arena in Düsseldorf als temporäre Heimspielstätte fungierte. Aktuell spielen die Krefelder absurderweise in Lotte, da die Miete für die Nutzung des Stadions in Düsseldorf nicht beglichen werden konnte. Im Januar verabschiedete sich Geldgeber Ponomarev und der KFC Uerdingen steuerte ungebremst in die Insolvenz.

Komisch, wenn man seinen Club in die Hände eines Mannes gibt, der wiederum überhaupt keinen Bezug zum Verein und der Stadt hat.

Die Machenschaften der Noah Company

Nun ist „Rettung“ in Sicht. Eine Woche nach Einleitung des Insolvenzverfahrens kaufte die armenische „Noah Company“ die Ponomarev Anteile und spülte wieder Geld in die Kassen der GmbH. Das Unternehmen stieg zuletzt bei mehreren Clubs ein und geriet durch negative Schlagzeilen in die Öffentlichkeit. Die Geschichte begann zunächst in der armenischen Hauptstadt Jerewan, als man 2019 beim FC Artsakh einstieg, der fortan als FC Noah auflief und sogar die erste Runde der Europapokal Qualifikation erreichte.

Kurze Zeit später tauchte die Noah Company in der Toskana auf und klopfte beim hochverschuldeten Verein aus Siena an. Bereits 2014 geriet AC Siena in finanzielle Schwierigkeiten und trat im Rahmen einer Umbenennung als „Robur Siena“ an. Die letzte Saison beendete Siena zwar auf den vorderen Plätzen der Serie C, allerdings rutschte der Verein in die nächste Finanzkrise. Die Noah Company rund um Roman Gevorkyan übernahm die Neugründung des Vereins, der nun unter dem Namen „Associazione Calcio Noah Siena“ aufläuft. Bei der Namensänderung erklärten die Investoren, dass der Noah dabei nicht auf die Firma hinweisen soll, sondern vielmehr auf den biblischen Kontext. Der Name Noah steht dort für Anstand und Aufrichtigkeit. Logisch, oder?

In Lettland ist die Gruppe übrigens auch seit einigen Monaten tätig. Die Armenier kauften die Lizenz des Aufsteigers „Lokomotiv Daugavpils“ und verpassten dem Verein innerhalb kürzester Zeit einen neuen Anstrich. Nicht nur die Vereinsfarben und das Logo verschwanden im Rekordtempo, selbst vom Namen blieb nichts übrig. Der identitätslose „FC Noah Jurmala“ ist aus den lettischen Sportmedien nicht wegzudenken, denn zunächst gab es Lizenz-Unstimmigkeiten, ehe sich einige Spieler nun sogar beim Weltverband FIFA beschwerten, weil einige Monatsgehälter ausstehen. Der Verband fand zudem Unregelmäßigkeiten in den Vereinsdokumenten. Wohlmöglich ziehen sich die Investoren schon bald aus Lettland zurück.

Neuer Vereinsname in Krefeld?

Ob es in Krefeld eine ähnliche Spur der Verwüstung geben wird, bleibt abzuwarten. Sehr wahrscheinlich ist aber, dass man nach einer Möglichkeit suchen wird, den Firmennamen im Verein zu integrieren. Das verbieten zwar die Regeln des DFB, jedoch fällt uns da spontan ein Rasenballsportverein ein, der das Thema geschickt umgehen durfte.

Wir wünschen dem FC „Noahrhein“ Krefeld viel Spaß mit den seriösen Kollegen aus Armenien.

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