In unserer aktuellen Podcastfolge sprechen wir über das Spakenburg Derby, welches in seiner Geschichte erstmals unter der Woche stattfinden soll. Wenn die IJsselmeervogels auf den SV Spakenburg treffen, herrscht Ausnahmezustand im Fischerdorf. Das kleinste Derby der Welt elektrisiert die etwa 18.000 Einwohner der Gemeinde Bunschoten-Spakenburg und lockt jährlich auch etliche Groundhopper an.

Wir reisten zeitig an, um die Atmosphäre beim ersten Aufeinandertreffen seit Ausbruch der Corona Pandemie aufzusaugen. Auf dem pittoresken Marktplatz tummelten sich bereits einige „Blauwe“, welche die letzten Sonnenstrahlen des Tages bei Heineken und Techno Bässen genossen. Die Geräuschkulisse der Seitenstraßen ließ derweil einige private Zusammenkünfte vermuten. Die Stadien beider Kontrahenten liegen direkt nebeneinander und im Einlassbereich herrscht über eine Stunde vor Spielbeginn reger Betrieb.

Vor dem Spakenburg Derby

Die Rivalität der Vereine und Fanszenen ist durchaus intakt und weist mittlerweile eine lange Geschichte auf. Bereits in den 80ern ereignete sich ein Skandal, als ein selbstgebauter Sprengsatz auf das Spielfeld flog.  Ende der 90er entwickelten sich regelrechte Unruhen, da gleich zwei Spieler von den IJsselmeervogels zum Rivalen wechselten. In den Dorfkneipen sorgte dieses Thema für nonverbale Auseinandersetzungen, sodass letztlich der Bürgermeister intervenierte. Er konzipierte einen Vertrag, der vorsah, dass Spieler beider Vereine untereinander nicht wechseln dürfen. Ob die aktuellen Entscheidungsträger von diesem Schriftstück wussten, darf angezweifelt werden.

Der Wechsel von Gino Dekker erreichte allerdings eine neue Dimension der Rivalität. Dekker unterzeichnete eine Vertrag bei den IJsselmeervogels und plötzlich führte er ein Leben in Angst. Anhänger des SV Spakenburg griffen Dekker bei einem Testspiel an, belegten seine Telefonleitung zu jeder Tageszeit und schickten Morddrohungen. Der Verein vermutete die Gruppe „Harde Kern“ hinter den Taten und schloss die Ultras kurzerhand aus. Kurz drauf entglasten vermummte Personen die Wohnung des Vereinspräsidenten.

Das Spiel

Zurück ins Stadion. Zu Beginn zeigte die Heimkurve eine Blockfahne, welche mit buntem Rauch einen stimmiges Bild abgab. Das Spiel gestaltete sich sehr giftig, ehe die Gäste den Führungstreffer erzielten. Der Stellenwert dieses prestigeträchtigen Duells war jederzeit sprürbar. Viel Kampf, wenig Theatralik und ein Publikum, was emotional im Spiel steckt. 6000 Zuschauer fanden sich Sportpark de Westmaat ein und erlebten ein intensives Unentschieden. Auf den Rängen herrschte sehr spielbezogene Stimmung, die sich gelegentlich zum kollektiven Gesang entwickelte. Wer beim Groundhopping auf ausufernde Kurvenshows und kreatives Liedgut fixiert ist, wird beim Spakenburg Derby nicht auf seine Kosten kommen. Es ist vielmehr eine Mischung aus Euphorie, Amateurfußball und Absurdität, die diese Begegnung einzigartig machen. Wir können für diese Begegnung eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen.